Ausstellung zum Projekt "Arbeitslose Frauen erkennen ihre Stärken für den Arbeitsmarkt"
Noch bis Ende Mai können Sie die Ergebnisse eines Projekts rund um die Selbständigkeit arbeitsloser türkischer und kurdischen Frauen aus dem Pallasseum im Rathaus Schöneberg bestaunen.
Was ist alles nötig, um (wieder) in einen Beruf einzusteigen oder sich sogar selbständig zu machen? Welche Möglichkeiten gibt es für mich, solche Ziele zu erreichen - und was ist für mich mit meinen Fähigkeiten, privaten Verpflichtungen und Voraussetzungen überhaupt das Richtige?
Das Projekt "Arbeitslose Frauen erkenne ihre Stärken für der Arbeitsmarkt" sollte türkischen und kurdischen Frauen aus dem Pallasseum helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Welche Erfahrungen sie dabei machten, dokumentiert seit einigen Tagen und noch bis zum 31. Mai eine Ausstellung im Foyer des Rathauses Schöneberg (John-F.-Kennedy-Platz): Dort ist das Projekt aus dem Pallasseum neben anderen LSK-Projekten des Jahres 2003 aus verschiedenen Berliner Bezirken auf Schautafeln dokumentiert. Im Rahmen der Europawochen wird die Ausstellung danach eine Wanderung durch verschiedene Berliner Bezirke antreten.
Hier einige Hintergrundinformationen zum Projekt:
LSK - Mikroprojekt:
Arbeitslose Frauen erkennen ihre Stärken für den Arbeitsmarkt
Die Idee
Aus einem lebendigen Projekt türkischer und kurdischer Frauen, die alle in der Wohnanlage „Pallasseum“ im Schöneberger Norden wohnen und das dortige Bewohner-Café besuchen und z.T. mit betreiben, wurde der Wunsch nach wirtschaftlicher Selbstständigkeit geäußert.
Diese Frauengruppe hat sich im Jahr 2000 gegründet und trifft sich zum regelmäßigen Austausch und Frühstück, aber auch zu Nähkursen und Festvorbereitungen. Auch die türkische Sitte, jeweils für eine Frau der Gruppe Geld zu sammeln, wird fortgeführt.
Viele der Frauen sind Hausfrauen, einige arbeitslos, wenige stehen in Lohn und Brot. Das Bildungsniveau, die kulturelle und religiöse Ausrichtung sowie Deutschkenntnisse sind sehr unterschiedlich. Da fast alle von ihnen gut und gern kochen und backen, wurde die Idee geboren, sich mit den eigenen Qualitäten selbstständig zu machen und damit Geld für den Familienhaushalt zu verdienen.
Das Projekt
Im September 2003 wurde die AG SPAS e.V. aufgefordert, ein Mikroprojekt auf die Beine zu stellen. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Initiative Selbstständiger Immigrantinnen - ISI e.V.“ wurde eine kurze, äußerst niedrigschwellige, aber sehr flexible und intensive Unterrichtseinheit über 6 Termine im Dezember 2003 organisiert. Ziel war, dass die Frauen für sich herausfinden, bin ich in der Lage und Willens, mich selbstständig zu machen. Wenn ja, was habe ich für individuelle Möglichkeiten.
Anfangs fanden sich 20 Neugierige ein, die sehr unterschiedliche, z.T. auch naive Wünsche und Vorstellung hinsichtlich beruflicher Orientierung oder auch Weiterentwicklung äußerten. Frau Nar und Frau Ünal vom Verein ISI e.V. fanden schnell Zugang und konnten Interesse und Vertrauen wecken.
Einige der Frauen möchten sich als Gruppe mit einem Feinschmeckerladen/ Catering-Service selbstständig machen, andere wollten sich zusammen mit ihren Männern selbstständig machen bzw. mit in das Geschäft der Ehemänner einsteigen oder ihre Ehemänner fachlich kompetent unterstützen können. Schnell schieden sich die Frauen in unterschiedliche Interessengruppen, auf die unterschiedlich eingegangen wurde.
Die meisten erkannten im Resultat des Kurses, dass die Selbstständigkeit für sie aus persönlichen und familiären Gründen keine geeignete Perspektive ist. Auch wurden mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache als Hemmnis empfunden.
Die Gesprächsthemen veränderten sich: Erziehungs- und gesundheitliche Probleme in der Familie waren wichtiger.
Ein gutes Ergebnis bzgl. der eigenen, persönlichen Einschätzung wurde erzielt: Ich bin keine Gründerinpersönlichkeit.
Wenige der Frauen verfolgten die parallel angebotenen Gespräche und Schulungen zu den Themen berufliche Weiterentwicklung, Gründerinnenpersönlichkeit, Möglichkeiten der Existenzgründung, rechtliche Rahmenbedingungen, Marketing, Finanzierungsmöglichkeiten sowie persönliche Absicherungen. Drei Frauen konnten konkret verschiedene Vorgehen empfohlen werden:
- Nachholen des erweiterten Hauptschulabschlusses sowie Erlernen der deutschen
Sprache (Bildungsträger TIO e.V.).
- Absolvieren des Existenzgründerinnenkurs über 1 Jahr (ISI e.V.).
- Durchführung eines Praktikums in einer Cateringfirma.
Diese Frauen entdeckten für sich: Ich bin eine Gründerinpersönlichkeit!
Die Veranstalterin
Die Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und angewandte Stadtforschung - AG SPAS e.V. ist eine seit Anfang der 80er Jahre in den ehemaligen Sanierungsgebieten Schönebergs ansässige Büro, die Sanierungsbetroffene betreut, Sozialplanung sowie Sozial- und Stadtforschung betreibt sowie im Team Quartiersmanagement Schöneberger Norden seit 1999 tätig ist. Dabei kommen ihr die langjährigen Kenntnisse und Erfahrungen in der Bewohnerarbeit, für ein bestimmtes Klientel niedrigschwellige Angebote zu entwickeln, zu pass.
Kontakt: AG SPAS e.V.
Corinna Lippert
Tel.: 215 43 30
Email:Lippert@AG-SPAS.de
Großgörschenstraße 39
10827 Berlin
Die Dozentinnen
Die Initiative Selbständiger Immigrantinnen - ISI e.V. mit Sitz in Kreuzberg ist seit über 15 Jahren im Bereich der Existenzgründungsberatung für Immigrantinnen tätig. Das Leben von Immigrantinnen ist, trotz unterschiedlicher Migrationsgeschichten und Biographien, häufig von Arbeitslosigkeit und wenig Kenntnis des deutschen Regelwerks geprägt. Gerade hier ist der Bedarf an Unterstützung besonders hoch.
Kontakt:ISI e.V.
Remziye Ünal & Gönül Nar
Tel.: 611 33 36
Email:info@isi-ev.de
Segitzdamm 2
10969 Berlin
text: Lippert/wolk